Für viele ist Rasen vertikutieren eine Aufgabe, die jedes Jahr im Frühling erneut ansteht. Und freut man sich für gewöhnlich auf den Frühling, freuen sich doch die Wenigsten auf das Rasenvertikutieren. Wir möchten Ihnen im Folgenden zeigen, worauf Sie beim Rasen vertikutieren achten müssen, welche Faktoren entscheidend für Ihren Erfolg sind und mit welchen einfachen Schritten auch Sie zu einem perfekt vertikutierten Rasen gelangen.
Was ist vertikutieren eigentlich?
Warum sollten Sie den Rasen vertikutieren?
Welche Arten von Vertikutierern gibt es?
Was kostet das Rasenvertikutieren?
Wann sollte man vertikutieren?
Wie oft im Jahr sollte man vertikutieren?
Schritt für Schritt - Wie Sie den Rasen richtig vertikutieren
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Was ist vertikutieren eigentlich?
Unter Vertikutieren versteht man im Garten- und Landschaftsbau das Anritzen der Grasnarbe. Mit einer Vielzahl von feinen Messern wird der Boden an der Oberfläche angeritzt. Die filigranen Messer beseitigen dabei Pflanzenreste, Moos und Unkraut, sodass der Rasen lüften kann und mehr Sauerstoff in den Boden gelangt. Dieser Prozess ist sehr förderlich für das Wachstum des Rasens.
Warum sollten Sie den Rasen vertikutieren?
Gerade nach einem langen Winter, hat sich auf dem Rasen so einiges angesammelt. Schnee, Feuchtigkeit und die Überreste aus dem Herbst haben dort ihre Spuren hinterlassen. Entfernen Sie diesen Unrat restlos, denn damit der Rasen im Frühling kräftig und schnell wachsen kann, benötigt er optimale Bedingungen. Folgende Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle:
- Licht & Wärme
- Sauerstoff
- Feuchtigkeit
- Nährstoffe
Im Frühjahr legen Sie als Hobbygärtner die Basis für die Rasen-Saison. Ein starkes Wachstum nach dem Vertikutieren sorgt für einen dichten Rasenteppich. Der Rasenfilz wird beim Vertikutieren so entfernt, dass Wasser und Luft deutlich schneller an die Wurzeln der Gräser transportiert werden können, was ein wichtiger Baustein für dichten Rasen ist.
Welche Arten von Vertikutierern gibt es?
Neben dem klassischen Rechen oder speziellen Hand-Vertikutierern, haben sich mit den Jahren vor allem elektrische und benzingetriebene Vertikutierer durchgesetzt. Diese sind leicht zu bedienen, vergleichsweise schnell und schlichtweg effizienter.
Bildunterschrift: Ein Vertikutierer setzt dem Rasen ordentlich zu.
Quelle: https://de.depositphotos.com/9724375/stock-photo-using-a-scarifier.html
Was kostet das Rasenvertikutieren?
Leider vor allem Zeit. Sie benötigen hierzu unbedingt einen Vertikutierer, einen nicht-regnerischen Tag und eben Zeit. Aber je gründlicher Sie hier vorgehen, desto weniger Arbeit haben Sie den Rest des Jahres. Sehen Sie es wie beim Hausbau mit dem Fundament – ist dieses vernünftig gegossen und hatte ausreichend Zeit zu trocknen, ist es ein stabiler Unterbau für den Rest Ihres schönen Hauses.
Wann sollte man vertikutieren?
Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, wenn der Rasen schon älter als ein Jahr ist. Sehr junger Rasen ist oft noch nicht so gut verwurzelt und wird durch das Vertikutieren überdurchschnittlich stark belastet.
Der richtige Zeitpunkt zum Rasen vertikutieren hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Wichtig ist es, dass der Zeitpunkt in einer Wachstumsperiode liegt. Im Sommer und Winter ist der Rasen starken Belastungen ausgesetzt, weshalb man hier auf das Vertikutieren verzichten sollte. Für gewöhnlich eignen sich die Zeiträume vor und nach der Saison, da Frühling und Herbst dem Rasen die Ruhe ermöglichen, die er nach dem Vertikutieren braucht.
Der genaue Zeitpunkt hängt dann von den erwarteten Bedingungen ab. Die ersten wärmeren Tage im Frühling, für die anschließend Regen und wärmere Temperaturen vorausgesagt sind, sind häufig die beste Zeit zum Vertikutieren. Häufig liegen diese im März oder April. Vermeiden Sie es jedoch zu nah am Sommer zu vertikutieren, da Sie sonst vergleichsweise viel bewässern müssen und die Fläche für einen längeren Zeitraum nicht nutzen können.
Experten orientieren sich gerne an der sogenannten Temperatursumme. Mit Hilfe dieser Kennzahl können Sie den optimalen Punkt für die vorhergehende Düngung bestimmen. In der Folge ergibt sich in ein bis zwei Wochen darauf auch der bestmögliche Zeitpunkt, den Rasen vertikutieren zu können. Die Temperatursumme berechnet hierbei den statistischen Zeitraum, in dem die durchschnittliche Tagestemperatur zwischen fünf und zehn Grad liegt. Ferner darf sie in dieser Zeit auch nachts nicht mehr unter fünf Grad fallen und sollte tagsüber gerne 15 bis 20 Grad erreichen. Damit werden die bestmöglichen Bedingungen erreicht, in denen die Grassamen der Rasenpflanzen optimal wachsen können.
Ist Ihnen diese Methode nicht geheuer, oder möchten Sie das ganze weniger wissenschaftlich angehen, können Sie sich auch von der Natur leiten lassen. Die Narzissenblüte ist ein guter Indikator für den richtigen Zeitpunkt zum Vertikutieren.
Häufig stellt sich im Anschluss noch die Frage, ob beim Vertikutieren trockenes oder nasses Wetter zu bevorzugen ist. Die Antwort darauf ist einfach. Das Vertikutieren bei nassem Rasen sollten Sie unbedingt vermeiden! Nur ein trockener Rasen stellt sicher, dass Sie ein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis erzielen können.
Wie oft im Jahr sollte man vertikutieren?
Als Faustregel kann gelten, mindestens einmal, jedoch maximal zweimal pro Jahr. Ob Sie nun das Vertikutieren im Herbst oder Frühjahr bevorzugen, oder jeweils vor und nach der Saison vertikutieren, hängt von vielen Faktoren ab.
Haben Sie zum Beispiel viel Moos im Rasen und ist dieser vergleichsweise strapaziert, kann es sehr sinnvoll sein ihn zweimal im Jahr zu vertikutieren. Sind Sie mit Ihrem Rasen jedoch grundsätzlich zufrieden und macht er vergleichsweise wenig Probleme, kann auch eine niedrigere Frequenz hervorragend funktionieren.
Schritt für Schritt - Wie Sie den Rasen richtig vertikutieren
Damit das Vertikutieren für Sie zu einem Kinderspiel wird, haben wir eine Schritt-Für-Schritt-Anleitung mit allen wichtigen Arbeitsschritten für Sie vorbereitet.
Erster Schritt beim Vertikutieren: Einmal frei machen bitte!
Nein, nicht Sie. Den Rasen sollen Sie freimachen. Sammeln Sie alles auf wie beispielsweise Blätter oder Zweige. In den April und Mai passt auch gut der Baum- und Strauchschnitt. Optimalerweise erledigen Sie das zeitgleich oder vor dem Belüften des Rasens, damit ausreichend Licht zu den Rasenpflanzen vordringen kann.
Auch Deko-Gegenstände oder die Gartenbank sollten Sie wegräumen. So gewährleisten Sie, dass der Garten überall gleich gut vertikutiert wird. Selbstverständlich können Sie Ihre geliebte Gartenbank später wieder zurückstellen.
Zweiter Schritt: Sie brauchen einen Vertikutierer!
Um Ihren Rasen vertikutieren zu können, brauchen Sie einen Vertikutierer, einen Rechen oder einen Laubbesen und natürlich Motivation. Zudem geht mit dem Vertikutieren einher, dass Sie auch gleich den Rasen düngen sollten. Nimmt man es ganz genau, wäre es sogar am besten, wenn Sie die Düngung ein bis zwei Wochen vor dem Vertikutieren erledigen. So können sich die Rasenpflanzen vorher optimal mit Nährstoffen versorgen.
Bildunterschrift: Jetzt geht es dem Rasen mit dem Vertikutierer an den Kragen!
Quelle: https://de.depositphotos.com/216073604/stock-photo-scarifier-work-into-the-garden.html
Dritter Schritt beim Rasenvertikutieren: Treffen Sie den richtigen Zeitpunkt
Wer zu früh den Rasen vertikutieren möchte, riskiert, dass ein Teil der Arbeit verschwendet wird. Später folgende Kälteperioden fügen der Rasensaat dann unter Umständen Schaden zu. Insofern gilt es zu beachten, dass das Wetter möglichst beständig über 10 Grad liegt. Zusätzlich sollten ausreichend Niederschlag und Sonnenstunden vorhanden sein.
Vierter Schritt: Den Rasen richtig vertikutieren!
Damit der größtmögliche und gleichzeitig auch bestmögliche Effekt erzielt werden kann, sollten Sie sich Zeit nehmen. Mähen Sie den Rasen vorher einmal kurz tief ab. So haben die Gräser einen Wachstumsanreiz. Zudem können die Messer bei der anschließenden Bodenbearbeitung tief in die Grasnarbe eindringen. Empfehlenswert ist hier eine relativ geringe Höhe. Zwar können Sie das Moos auf diese Weise nicht entfernen, aber Sie verbessern den Zugang zu den vermoosten Flächen deutlich.
Im Anschluss sollten Sie den Vertikutierer einstellen. Achten Sie hierbei darauf, dass dieser nicht zu tief arbeitet und Ihre Fläche nicht ernsthaft beschädigen kann. Für das Vertikutierer einstellen bedarf es ein wenig Fingerspitzengefühl und Sie sollten sich langsam an die richtige Tiefe herantasten.
Um die Wirkung der Behandlung im Anschluss möglichst groß zu gestalten, sollten Sie mit dem Vertikutiergerät den Bereich langsam abfahren. Meist ist aufgrund der Bodenbearbeitung erkennbar, welche Bahnen Sie bereits bearbeitet haben. Sie sollten genau darauf achten, dass alle Teile des Gartens bearbeitet werden.
Wie oft den Rasen vertikutieren?
Am besten arbeiten Sie den Garten zweimal ab. Sind Sie einmal in einer Richtung durch, empfehlen wir, eine um 90 Grad versetzte erneute Bodenbearbeitung vorzunehmen. Damit erreichen Sie, dass „in Richtung“ gelegte Unkräuter, Reste etc. durch die sich querende Bearbeitung ebenfalls erfasst werden.
Erschrecken Sie bitte nicht! Der Rasen sieht an den bearbeiteten Stellen sehr zerrupft und dünn aus. Das ist auch durchaus so gewollt, denn schließlich wollen Sie den Rasenpflanzen ja optimale Bedingungen bieten. Der Rasenfilz und das Moos werden vom Rasen „gerissen“, damit Platz, Luft und Licht besser an die Rasenpflanzen gelangen können.
Vertrauen Sie darauf, dass es in ein bis zwei Wochen ganz anders aussieht und in vollem Grün erstrahlt.
Fünfter Schritt: Sammeln Sie das Schnittgut auf!
Nach der Bodenbearbeitung mit dem Vertikutierer befindet sich vermutlich sehr viel Schnittgut auf dem Rasen. Sammeln Sie dieses mit einem Rechen auf und entsorgen Sie es in der Biotonne. Persönlich würden wir Ihnen davon abraten, diese Reste unter Büschen und Bäumen zu platzieren. Grundsätzlich stellt die Schicht zwischen Grasnarbe und Boden potenziell eine Gefahr dar. Sie bietet Schädlingen und Krankheiten einen optimalen Platz für die Entfaltung und gefährdet somit die Rasenfläche sowie umstehenden Pflanzen.
Bildunterschrift: Das Schnittgut sollte stets aufgesammelt und entsorgt werden.
Quelle: https://de.depositphotos.com/371868306/stock-photo-scarifying-lawn-scarifier-person-dethatching.html
Sechster Schritt: Nach dem Rasenbelüften sollten die Nährstoffe folgen!
Eingangs erwähnte ich bereits, dass im Optimum die Düngung ein bis zwei Wochen vor dem Vertikutieren erfolgen sollte. Vielfach werden diese beiden Schritte aber miteinander verbunden, was grundsätzlich auch möglich ist.
Nachdem nun also alles vertikutiert und aerifiziert ist, sollten Sie den Dünger ausbringen. Hier empfehlen wir vor allem die Verwendung von Langzeitdünger in Granulatform. Dieser hat den Vorteil, dass die wichtigen Stoffe mit der Zeit an den Boden abgegeben werden. Es entsteht also ein konstantes Nährstofflevel und kein einmaliges Überangebot.
Versuchen Sie, das Granulat so gleichmäßig wie möglich zu verteilen. Man kann dies von Hand vornehmen, allerdings ist ein Streuwagen an dieser Stelle eine gute Hilfe. Säubern Sie diesen unbedingt, sollten Sie ihn im Winter für Salz, Split oder Sand verwendet haben. Anschließend füllen Sie das Granulat ein und verteilen es im entsprechenden Bereich.
Das beste Ergebnis erzielen Sie hier auch wieder dann, wenn Sie den Bereich zweimal in sich querender Richtung abgehen.
Übrigens: Jetzt ist auch der perfekte Moment für die Aussaat von Nachsaat-Mischungen. Durch das Vertikutieren können die Rasensamen auf den Boden fallen und direkt keimen. Zusammen mit der Düngung haben sie also innerhalb kürzester Zeit optimale Bedingungen und können einen schönen, dichten Teppichrasen ausbilden.
Sechseinhalbter Schritt: Bodenaufbesserung durch Rasensand etc. einbringen!
Es ist nicht unüblich, dass sich der Zustand eines Bodens im Verlauf eines Jahres ändert. Bedingt durch Hitze, Trockenheit und viele weitere Faktoren kann die Güte des Bodens leiden. Während wir uns mit einer Düngung vor allem darum kümmern, dass der Nährstoffgehalt des Bodens wieder aufgewertet wird, können weitere Maßnahmen erforderlich sein.
Der April ist hier der perfekte Monat, denn die hohen Niederschläge lassen Defizite sofort erkennen. Steht irgendwo Wasser nach einem Schauer? Oder ist der Boden überraschend schnell wieder trocken? Bilden sich Unebenheiten?
Wann den Rasen vertikutieren und düngen?
Im Rahmen der Arbeiten sollten Sie die Chance nutzen und auch hier den Boden aufwerten. Besonders dichter Boden kann mit Rasensand bearbeitet werden. Dazu wird dieser ausgestreut und durch eine angeraute Oberfläche in den Boden eingebracht.
Bitte nicht zu viel, sondern gerade so viel, dass der Boden etwas durchlässiger wird. Ist schon wenige Minuten nach dem Regen der Boden „trocken“, ist dies ein Anzeichen dafür, dass der Boden zu durchlässig ist. Hier hilft das Verarbeiten von Humus.
Nehmen Sie dazu etwas Pflanzenerde oder Humus und verteilen Sie eine dünne Schicht auf dem Rasen. Diese drücken Sie dann ein wenig an, sodass der nächsten Regen ihn nicht auswäscht.
WICHTIG: Versuchen Sie zu vermeiden, alles in einem einzigen Schritt zu machen. Lassen Sie hier lieber eine Sache aus und machen Sie diese eine Woche später. So verhindern Sie, dass sich die „Zutaten“ für den Boden zu sehr gegenseitig behindern.
Siebter Schritt nach dem Rasenvertikutieren: Ruhen lassen und wässern!
Der Dünger ist ausgebracht, die Fläche sauber und die Biotonne steht zur Entsorgung bereit. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben es geschafft! Gönnen Sie sich und Ihrem Rasen nun eine kurze Pause zur Erholung.
Das Vertikutieren von Hand oder mit dem elektrischen Gerät ist trotz aller positiver Aspekte eine Belastung für den Rasen. Geben Sie ihm jetzt also ein bis zwei Wochen Zeit, sich davon zu erholen. Wässern Sie ihn zudem regelmäßig, bis das Granulat von der Oberfläche verschwunden ist.
In der Ruhe liegt die Kraft für ein starkes Wachstum
Unter Ruhe verstehen wir vor allem, dass die Rasenfläche frei von besonderen Belastungen sein sollte. Natürlich sollten Sie mähen, wenn dies notwendig wird, und sicherlich ist auch nichts dagegen einzuwenden, einfach mal barfuß über den Rasen zu gehen.
Versuchen Sie aber, die Kinder und den Hund noch einige Tage zu bändigen. Spätestens nach zwei Wochen kann die Fläche dann vollumfänglich genutzt und belastet werden. Der frische, neue Rasen sollte dann gekeimt haben und ihre widerstandsfähige Grasnarbe ist für den Sommer bestens vorbereitet.
Ob Sie alles richtig gemacht haben, erkennen Sie erst im Sommer. Betrachten Sie ihre Grasnarbe genau. Sie sollten nur noch grüne, gesunde Rasenpflanzen finden. Sollte es jedoch nicht ganz so aussehen wie beschrieben, versuchen Sie zu ermitteln, woran es lag und es beim nächsten Mal besser zu machen. In keinem Fall sollten Sie den Rasen direkt erneut vertikutieren. Gönnen Sie ihrem Rasen die Ruhe, die er braucht und verschieben Sie das erneute Vertikutieren auf den Herbst.
Wie Sie sehen, ist das Rasen vertikutieren eine wichtige und umfassende Maßnahme bei der Rasenpflege. Wir hoffen Sie haben nun alle wichtigen Informationen, Schritte und Kniffe, um Ihren Rasen optimal zu vertikutieren und ihn im Anschluss in voller Pracht genießen zu können.