Frisch geerntete Rasensamen erzielen die höchsten Keimquoten bei der Ansaat. Das ist irgendwie auch sehr gut nachvollziehbar, da man sich damit im natürlichen Prozess befindet. Wie sieht es aber aus mit älteren Rasensamen? Wer sich beispielsweise 10 Kilogramm im Beutel kauft, davon aber nur 9 kg verbraucht. Wie lange sind die Rasensamen noch haltbar?
Autor: Mario Braune, begeisterter Geschäftsführer von rasensamen-kaufen.de, der im Blog seine Erfahrungen, die Expertise von Herstellern und Experten sowie die Ergebnisse wissenschaftlicher Erkenntnisse für Sie aufarbeitet und bereitstellt.
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Was ist die Bewertungsgrundlage für die Qualität?
Alle im Handel befindlichen Rasensamen sind dem Saatgutverkehrsgesetz (SaatG oder auch SaatVerkG) unterworfen. Dieses Gesetz wurde 1985 erlassen und ist in der aktuellsten Fassung gültig. Natürlich behandelt das Gesetz vor allem den Umgang mit Saatgut für die Bewirtschaftung von Agrarflächen. Doch da die Rasensamen als Handelsgüter im Sinne des Gesetzes gelten, unterliegen sie natürlich auch dem Gesetz.
Ich möchte an der Stelle gar nicht tiefer auf die generellen Details eingehen. Sehr spannend sind für uns Gärtner aber vor allem die Keimquote der Gräser. Damit das Saatgut den Anforderungen des Gesetzes genügt, muss sichergestellt sein, dass die Samen eine Mindestquote bei der Keimung erreichen. Und natürlich ist auch das geregelt. In der Anlage 3 zum SaatG findet sich eine Aufstellung, bei der unter dem Punkt 2 einige Gräser aufgeführt sind.
Regel-Saatgut-Mischungen sind noch strenger bei der Keimquote
Spezielle Gesellschaften wie das Forschungsinstitut für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (FLL) geben für die von ihnen definierten Regel-Saatgut-Mischungen noch höhere Keimquoten vor als das Gesetz. So muss das Lolium perenne beispielsweise nach dem SaatG eine Keimquote von 80 % erfüllen. Das bedeutet, dass mindestens 80 % der ausgebrachten Samen angehen müssen, wenn die Wachstumsvoraussetzungen erfüllt sind (zum Zeitpunkt des Kaufes).
Werden die Saatgut-Mischungen eingelagert, nimmt die Keimquote der Gräser zunehmend ab. Die Ausmaße der Abnahme sind sehr unterschiedlich, aber die bekannten Grassorten wie die Wiesenrispe oder das Weidelgras verlieren weniger in der Keimquote, wohingegen die Ausfälle beim Rotschwingel etwas höher sind. Damit hätten wir schon einmal die Grundlage gelegt. In Deutschland vertriebene Rasensamen haben zum Kaufdatum eine Keimquote, die sie erfüllen müssen.
Haben Rasensamen eine begrenzte Haltbarkeit?
Zweifelsfrei ist Saatgut ein Handelsgut, das über das ganze Jahr verkauft werden kann. Insofern ist es utopisch zu glauben, dass davon nicht doch mal eine Restmenge übrig bleibt. Aber es gibt natürlich auch den Fall wie im vergangenen Herbst, wo sich einfach keine echte Chance für die Aussaat bieten wollte. Und dann bleibt der 10-Kilo-Sack halt eben ungeöffnet.
Lässt sich das Saatgut denn noch verwenden?
Gerade innerhalb einer Jahresfrist können Sie die Rasensamen noch ohne Weiteres nutzen. Generell können Sie auch älteres Saatgut verwenden. Allerdings wird die Keimquote mit zunehmender Lagerdauer abnehmen. Das ist erst einmal nicht weiter schlimm, denn es keimt immer noch ausreichend Saatgut.
Ist nach 2 Jahren Schluss mit der Haltbarkeit?
Allgemein lässt sich festhalten, dass die Rasensamen-Mischungen auch über die zwei Jahre hinaus noch keimfähig sind. Rein chemisch ist der Keimling geschützt in seiner Stärke-Schale und kann durch Wasser entsprechend aktiviert werden. Man sollte damit rechnen, dass nicht mehr die ursprünglichen Quoten erreicht werden, aber dennoch sind die Ergebnisse zufriedenstellend für den Gartenbesitzer.
Als Faustregel gilt : ab dem dritten Jahr, sinkt die Keimfähigkeit um ungefähr 10% je Jahr.
Die Haltbarkeit des Rasensamens kann sich also über Jahre erstrecken. Speziell in den Wüstenregionen dieser Erde hat das Saatgut eine hohe Haltbarkeit, da es monatelange auf der staubtrockenen Erde liegt. Kommen dann einmal das Wasser und die Wärme, keimt der Samen sofort. Nun haben Sie im Garten aber hoffentlich keine Wüste. Auch die anderen klimatischen Bedingungen sollten deutlich anders sein als in der Wüste.
Insofern: Ja, das Saatgut hat eine Haltbarkeit. Mit zunehmender Lagerdauer sinkt aber die Keimquote. Das können Sie anfangs noch mit einer höheren Ausbringungsmenge kompensieren. Nach mehreren Jahren jedoch ist die Anschaffung von frischem Saatgut aber vermutlich sinnvoller.
Totalausfälle hingegen oder schlechte Ergebnisse bei der Verwendung älterer Rasensamen beruhen eher auf sehr schlechten Keimbedingungen. Diese können unter anderem ein schlecht vorbereiteter Boden oder ungünstige Witterungsbedingungen sein. Folglich sollten Sie also nicht nur den Zustand des Rasensamens betrachten. Für die Keimung ist weitaus mehr notwendig, was besonders bei der Aussaat alter Rasensamen noch mehr an Bedeutung gewinnt.
Sorgen Sie für die besten Konditionen, wenn die Rasensamen älter sind
Bei der Aussaat älterer Rasensamen sollte vor allem darauf geachtet werden, dass die wachstumsfördernden Faktoren vorhanden sind wie Lichteinfall und Wasser. Eine teilschattige Fläche hat andere Ansprüche als ein Rasen, der ganztägig Licht erhält. Staunässe kann das Wachstum und die Qualität des Bodens nachhaltig negativ beeinflussen und sollte durch das Einbringen von Sand oder einer Drainage vermindert werden.
Besonders wichtig für den Anwuchs ist der Nährstoffgehalt des Bodens. Hier sollte zur Ansaat der älteren Samen eine Düngung vorgenommen worden, um den Anwuchs entsprechend zu unterstützen. Vorteilhaft ist es, wenn die frisch eingesäten Rasensamen unter eine dünne Schicht Erde gebracht und angewalzt werden, was den Bodenkontakt und damit die Aufnahme der Nährstoffe fördert und gleichzeitig das Ausschwemmen bei Regenfällen vermindert.
Wie können Sie Rasensamen möglichst lange aufbewahren?
Weil die Keime vor allem dann treiben, sobald Licht, Wasser, Luft und Nährstoffe vorhanden sind, sollten Sie den überschüssigen Rasensamen genau diese Faktoren entziehen. Eine dunkle, trockene und konstant temperierte Lagerung ist hierfür optimal. Die Garage, Abstellräume oder der Keller sind sehr gut geeignete Orte zur Lagerung von Saatgut. Verzichten Sie darauf, die Rasensamen in der Gartenhütte zu lagern. Die Luftfeuchtigkeit und die Temperaturen sorgen hier für ein sehr wechselhaftes Klima.
Versuchen Sie lieber, einen trockenen Platz im Keller zu finden, wo Sie die Samen lagern können. Optimal wäre der luftdichte Verschluss, aber auch ohne funktioniert die Lagerung sehr gut. So können Sie den Saatgutbeutel noch hervorragend für mehrere Jahre im Keller liegen haben und damit immer mal wieder Lücken neu ansäen, ohne die Restmenge wegschmeißen zu müssen.
Woran erkennen Sie, dass Ihr gelagertes Saatgut schlecht ist?
Wir alle lieben unseren Garten. Wir alle wollen auch einen großartigen grünen Rasenteppich haben. Diese Umstände veranlassen aber nur die Wenigsten dazu, täglich über die Lagerzeit hinweg das Saatgut zu prüfen. So können Sie nach bestem Wissen und Gewissen den Rasensamen eingelagert haben.
Dennoch kann es immer wieder dazu kommen, dass etwas „passiert“. Schmelzwasser, eine unbekannte Wärmequelle oder andere Faktoren können dazu führen, dass der Rasensamen schlecht wird. Das erkennen Sie eigentlich schon im ersten Moment nach dem Öffnen der Verpackung. Kommt Ihnen ein modriger Geruch entgegen, scheinen die Rasensamen Feuchtigkeit abbekommen zu haben. Sie sind gekeimt, dann aber mangels fehlender Bedingungen eingegangen. Gleiches gilt für weiches Saatgut, das sich anfühlt und aussieht wie gekochter Wildreis. Leider bleibt Ihnen hier nichts anderes übrig, als die Rasensamen zu entsorgen.
Achten Sie beim Öffnen der Verpackung im Frühjahr also unbedingt auf folgende Faktoren:
- Fühlt sich der Rasensamen noch frisch, trocken und spitz an?
- Ist die Verpackung trocken und unverändert?
- Riecht das Saatgut frisch?
Gibt es hier eine Abweichung, sollten Sie dies unbedingt prüfen. Verschimmeltes und verkommenes Saatgut hat logischerweise keine besonders hohe Keimquote mehr. Entsprechend tun Sie Ihrem Rasen im Garten damit keinen Gefallen. Wer damit noch arbeiten will, kann dies natürlich gerne tun. Speziell bei Schimmelbefall oder Fäule verbreiten Sie die Sporen aber auf der Fläche und laufen so Gefahr, dass der Befall sich vergrößert. Zudem wird durch die wahrscheinlich sehr geringe Keimquote nur ein sehr dünner Rasen entstehen, der keinesfalls zufriedenstellend sein kann.
Der Rasensamen hat eine Haltbarkeit, aber oftmals wird diese nie erreicht
Die Keimquoten aus dem Saatgutverkehrsgesetz sind eine sehr gute Grundlage für uns Gärtner. Schließlich kaufen wir nicht die Katze im Sack. Speziell bei der Regel-Saatgut-Mischungen (RSM) liegen die geforderten Keimquoten noch mal einige Prozentpunkte höher. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit des grünen Rasenteppichs noch mehr an. Also noch besser für uns! Die Rasensamen vom letzten Jahr können Sie dieses Jahr auch getrost verwenden.
Vermutlich fällt die sinkende Keimquote nicht einmal mehr auf, da sie so gering ist. Sie sollten das Saatgut nur einmal vorher prüfen und für gut befinden, damit Sie nicht Schimmel oder Ähnliches auf der Fläche verteilen. Und sollten Sie in diesem Jahr etwas Saatgut übrig haben, lagern Sie dieses möglichst luftdicht verschlossen und in einem dunklen, kühlen Raum.
In diesem Sinne: Viel Spaß bei den Vorbereitungen auf den Frühling!