Was genau passiert eigentlich bei der Keimung?
Welches Wunder wird vollbracht, dass aus einem Samen eine Rasenpflanze wird, die fortan dazu beiträgt, dass der Rasen schön aussieht? Trocken gesprochen und nüchtern betrachtet erkläre ich Ihnen heute die chemischen Prozesse der Entwicklung.
Die Keimdauer wird durch die Sorte bestimmt
Abhängig von der jeweiligen Rasensamen-Sorte liegt die Keimdauer eines Samens zwischen 6 bis 28 Tagen. Ausgehend von der in den Regel-Saatgut-Mischungen vornehmlich verwendeten Grassorte keimt das Weidelgras mit einer Dauer von 7 bis 15 Tagen am schnellsten. Mit ca. 10 bis 18 Tagen Keimdauer ist der Rotschwingel im mittleren Bereich und die Rispengräser sind mit rund 14 bis 24 Tagen am langsamsten.
Wie lange Ihr Rasen also für den Aufwuchs braucht, hängt unter anderem von den verwendeten Sorten ab. Selbstverständlich spielen die verfügbaren Wachstumsbedingungen eine elementare Rolle, die jedoch den Keimprozess nicht maßgeblich beschleunigen können.
Keimverlauf Stufe eins: Quellen und Aktivieren
Der Keimverlauf beginnt mit dem Aufquellen durch das Zufügen von Wasser. Hierbei muss unbedingt beachtet werden, dass der Rasensamen konstant feucht gehalten werden muss und nicht im Wasser schwimmen darf. Denn während der Phase benötigt er Faktoren wie unter anderem Sauerstoff, was im Wasser nicht aufgenommen werden kann.
Durch das Aufquellen der Nährstoffe (Stärke) im Keim selbst werden die Enzyme aktiviert und in eine für den Keimling verwertbare Form umgewandelt. Mit Hilfe der für den Keimling aufnahmefähigen Nährstoffe vergrößert sich das Volumen und reißt die Samenschale auf.
Keimverlauf Stufe zwei: aus der Hülle in die weite Welt
Zuerst erscheint hier die Keimwurzel, die sich in den Boden bohrt und fortan die Nährstoffversorgung der Rasenpflanze übernimmt. Nach der Ausprägung der Wurzel erscheint das erste Keimblatt. Mit Anwuchs der Rasenpflanze und Erscheinen der Blätter beginnt die Pflanze mit der Photosynthese, was das Ende des Keimverlaufs darstellt.
Die Zeitdauer je Phase beträgt ungefähr fünfzig Prozent der Gesamtdauer. Das ist der Grund, weshalb Sie erst nach ein bis zwei Wochen erste grüne Blättchen auf dem Rasen sehen. Und mit jedem neu ausgetriebenen Keim wird die Fläche immer dichter und grüner. Folglich passiert der Keimprozess hundert- und tausendfach auf Ihrem Rasen und bildet am Ende einen wunderschönen Rasen aus.
Keimquote und Keimfähigkeit
Im Saatgutverkehrsgesetz gibt es einen festgelegten prozentualen Anteil an Rasensamen, die keimen müssen, um als solche gehandelt werden zu können. Bei den klassischen oben benannten Sorten liegt der Prozentsatz bei 80 % der ausgebrachten Rasensamen.
Noch schärfer sind die Kriterien der Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau, die für die Regel-Saatgut-Mischungen (RSM) eine Keimquote von mindestens 85 % vorschreiben.
So gut die Keimquote und die Qualität der Rasensamen ist: Die Abfolge der Keimprozesse darf niemals unterbrochen werden. Hat der Keim beispielsweise am Anfang kein Wasser mehr, was das Aufquellen der Stärke aktiviert, wird er vertrocknen. Bekommt der Keimling später nicht ausreichend Sauerstoff oder kann die Wurzel nicht ausprägen, wird auch dieser verkümmern. Ebenso können übermäßige Hitze oder zu viel Wasser den Keimprozess behindern. Achten Sie deshalb während der Keimphase unbedingt auf Ihren Rasen. Denn steht der Rasen einmal, wird die Pflege deutlich weniger und Sie können sich am Bild der Rasenfläche erfreuen.