Eine gute und beständige Rasenfläche lässt sich vielleicht am besten mit einem Orchester vergleichen. Denn wie ein Orchester besteht auch eine gute Grasnarbe aus verschiedenen Akteuren, die erst im Zusammenspiel ihre volle Wirkung entfalten. Und wie in einem Orchester die Streicher oftmals zahlenmäßig überrepräsentiert sind, gibt es auch bei Regel-Saatgut-Mischungen (RSM) einige Grasarten, die öfter und in einer höheren Anzahl vertreten sind als andere. Dazu gehören beispielsweise klassische Grasarten wie das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne) und das Wiesen-Rispengras (Poa pratensis).
Andere Instrumente wie Pauke oder Klarinette können sich zahlenmäßig mit den Streichern nicht vergleichen. Allerdings kommt ihnen oft eine ganz besondere Rolle zu, denn nur mit ihnen ergibt sich ein voller Klang. Einige dieser weniger vertretenen, dafür aber sehr wichtigen Grasarten haben wir uns in dieser Reihe der Gräser-Vorstellungen bereits angesehen. In diesem Artikel soll die Grasart Festuca arundinacea, zu Deutsch Rohrschwingel, genauer vorgestellt werden.
Beschreibung des Festuca arundinacea
Gräser werden für die nähere Bestimmung in verschiedene Ordnungen, Familien, Gattungen, Arten und schließlich Sorten unterteilt. Wie all die anderen bereits vorgestellten Gräser gehört auch Festuca arundinacea zu der Ordnung der Süßgrasartigen (Poales) und wird zu der Familie der Süßgräser (Poaceae) gerechnet.
Weiter wird sie der Gattung der Schwingelgräser (Festuca) zugeordnet. Dieser Gattung gehören insgesamt 200 Arten an, zu denen einige der häufig verwendeten Grasarten gehören. Zu dieser Gattung zählt man beispielsweise auch den Rot-Schwingel (Festuca rubra) und den Schafschwingel (Festuca ovina).
Festuca arundinacea ist ein ausdauerndes Horstgras mit einem vergleichsweise breiten Blattwerk. Es gilt als sehr tief verwurzelt und kann sich auch bei schwierigen Standortbedingungen gut behaupten und halten. Diese Robustheit gilt als einer der größten Vorzüge dieser Grasart. Die ausgewachsene Pflanze wird etwa einen Meter hoch. Bei guter Versorgung an Nährstoffen kann sie jedoch bis zu eineinhalb Metern groß werden und in Einzelfällen sogar noch größer.
Ausbreitung und Nutzung des Festuca arundinacea
Festuca arundinacea ist ein vergleichsweise robustes Gras, das sich an viele unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten anpasst. Es hält sich gut auf nährstoff- und basenreicher Erde, aber auch ein neutraler oder leicht saurer Untergrund ist kein Problem für das Gras. Es wächst sowohl auf humosen oder sandigen Böden, genauso wie auf lehmigen Untergrund.
Als Hauptsiedlungsgebiet des Rohr-Schwingels gelten vor allem Feuchtwiesen und auch Uferböschungen. Allerdings gilt es durch die gute Verwurzelung auch als sehr trockenheitsresistent und ist somit auch an Wegrändern zu finden. Es kann also sowohl bei hoher Feuchtigkeit als auch bei Trockenheit bestehen. Das Gras ist in Nordafrika und Europa bis nach Nordwest-China und in den Himalaya heimisch. In vielen weiteren Gebieten, wie beispielsweise den USA, wurde es als Nutzpflanze eingeführt und verbreitete sich auch dort zunehmend in der freien Natur.
Nutzung und Bedeutung des Festuca arundinacea
In Rasenmischungen wird der Rohr-Schwingel vor allem für seine hohe Trockenheitstoleranz und die ausgeprägte Trittfestigkeit geschätzt. Denn durch das ausgeprägte Wurzelwerk kann sich die Pflanze nicht nur gut versorgen, sondern hat auch einen festen Stand.
Damit eignet sich Festuca arundinacea hervorragend für Rasenflächen, die der Sonne ausgesetzt sind und intensiv genutzt werden. Deshalb empfiehlt die Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau (FLL) die Verwendung von Rohr-Schwingel für Gebrauchsrasen in Trockenlagen, auch strapazierten Trockenlagen. Aber auch auf Parkplätzen und auf Pferderennbahnen kommt das Gras zum Einsatz.
Als Futtergras ist Rohr-Schwingel allgemein nur begrenzt geeignet. Zwar wächst es auch oft auf Weiden gut, doch das breitblättrige Gras wird von den Tieren oft verschmäht. Allerdings wurden in den vergangenen Jahren immer wieder neue Sorten gezüchtet, die deutlich feinblättriger sind und den Tieren durchaus munden.
Empfindlichkeiten und Vorzüge des Festuca arundinacea
Der größte Vorzug dieser Grasart ist ihre ausgeprägte Unempfindlichkeit gegenüber allerlei äußeren Einflüssen. Es siedelt gern an wechselfeuchten Standorten, zeichnet sich aber auch gerade durch eine hohe Trockenheitstoleranz aus.
Somit übersteht es also sowohl gelegentliche Überschwemmungen als auch längere Trockenperioden. Zudem gilt die Grasart als vergleichsweise resistent gegenüber verschiedenen Graskrankheiten. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Trittfestigkeit der Grasart. Damit eignet es sich hervorragend für verschiedene Formen von Nutz- und Gebrauchsrasen.
Als Nachteil kann der eher grobe und breitblättrige Wuchs gelten. Er führt dazu, dass das Erscheinungsbild dieser Grasart nicht ganz so elegant und fein ist wie das von anderen Grasarten. Allerdings wurde in diesem Bereich in den vergangenen Jahren einiges unternommen, um auch eine feinblättrige Sorte dieser Grasart zu züchten.
Das Fazit
Festuca arundinacea ist ein sehr robustes und anpassungsfähiges Gras, das mit allerlei unterschiedlichen Bedingungen gut zurechtkommt. Schon heute kommt es in verschiedenen Saatgut-Mischungen vor. Zu seinen größten Vorzügen zählen:
- hohe Anpassungsfähigkeit
- hohe Trittfestigkeit
- ausgeprägte Trockenheitstoleranz
- Robustheit gegenüber Rasenkrankheiten
Zwei seiner Nachteile sind der vergleichsweise niedrige Futterwert für Tiere und das grobe Erscheinungsbild im Rasengefüge. Deshalb ist davon auszugehen, dass man auch weiterhin versuchen wird, durch Züchtung die Vorteile der Grasart noch deutlicher zu betonen. Denn die Grundeigenschaften der Grasart sind sehr überzeugend.
Bildnachweis
Bildname: Festuca arundinacea plant11 (7325816022).jpg
Urheber: Harry Rose, https://www.flickr.com/people/73840284@N04
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