Die ersten wichtigen Arbeiten am Rasen sind vollbracht und die Fläche ist entsprechend gereinigt. Das Unkraut ist vom Rasen „verschwunden“ und die oberste Erdschicht ein wenig aufgeraut. Im nächsten Arbeitsschritt geht es nun darum die Rasensamen auf der Fläche zu verteilen. Im letzten Beitrag hatten wir dazu schon angedeutet, dass wir einen Streuwagen dazu nutzen werden. Das gewährleistet, dass die richtige Menge auf der Fläche verteilt wird. Wer Rasen aussäen möchte, bekommt vom Hersteller eine Empfehlung über die Menge von Rasensamen, die auf einem Quadratmeter verteilt werden sollte. Die Angabe ist in Gramm und genau auf dieser Einheit lassen sich auch die meisten Streuwagen einstellen.
Die richtige Menge Rasen aussäen – warum ist so wichtig?
Letztlich wollen wir Gärtner eine wunderschöne grüne Fläche in unserem Garten haben. Dieser grüne Rasen wird allerdings nur dann erreicht, wenn die Rasenpflanzen schön dicht wachsen. Es ist an der Stelle allerdings ein Irrglaube, dass viel Saatgut auf der Fläche auch viel hilft. Natürlich sollten Sie lieber zu viel ausbringen als zu wenig. Zu viel Saatgut lockt allerdings die Vögel an und Sie füttern damit mehr die Tiere durch als das es Ihrem Rasen nutzt. Zudem können bei der hohen Dichte nicht alle Rasensamen angehen, da die Konkurrenz-Situation der Pflanzen zueinander zu hoch ist.
Auf unserem „Testgelände“ haben wir ja zwei Bereiche. Dort wo neuer Rasen angelegt werden soll hat unser Bekannter den Streuwagen so eingestellt, dass die Hersteller-Empfehlung leicht überschritten wird. Fünf Gramm mehr je Quadratmeter sollen aus dem Streuwagen fallen, womit wir Vogelfraß und dem Ausspülen der Rasensamen bei Nässe vorbeugen wollen. Zu diesem Schritt haben wir uns entschieden, da es uns ja vor allem darum die Fläche schnell wieder dicht zu begrünen. Also doch ein wenig „viel hilft viel“, aber letztlich einem logisch vertretbaren Rahmen und einem entsprechenden Konzept dahinter.
Dritter Schritt: Rasen aussäen als Nachsaat auf einer bereits bestehenden Fläche
Wir haben uns einen kleinen Teil der Rasenfläche ausgesucht, auf der wir beginnen wollen. Das hat vor allem den Hintergedanken, dass wir der Großwetterlage noch nicht ganz vertrauen. Zudem wollen wir auch testen, was notwendig ist, um die Rasensamen zum Keimen zu bekommen. Der Boden ist an der Stelle recht trocken, sodass für uns die wichtige Frage im Raum steht: Wie viel Wasser müssen wir auf der Fläche verteilen, damit die Samen keimen können?
Bevor wir nun den Rasen aussäen haben wir einen halben Tag lang die Fläche alle zwei Stunden mit dem feinen Strahl des Wasserschlauches bewässert. Es waren immer nur einige Minuten, vermutlich zwischen fünf und zehn Minuten. In dieser Zeit ist unser Bekannter den Bereich abgelaufen und hat die Fläche besprüht. Unser Hintergedanke bei diesem Vorhaben ist es, dass wir so mindestens die oberste Erdschicht befeuchten, um den Rasensamen die notwendige Feuchtigkeit zu bieten. Zudem ist damit die Erde an der Oberfläche etwas schwerer und kann durch den Wind nicht weggeweht werden. Und als Erweiterung davon ist der Plan, dass nach der Aussaat des Rasens die Rasensamen an diese oberste, feuchte Schicht angepresst werden können. Das wiederum hilft gegen Vogelfraß und das Auswaschen der Rasensamen bei Niederschlägen.
Zweimal versetzt die Fläche ablaufen
Nun kommen wir aber zur eigentlichen Aussaat. In diesem ersten Bereich besteht noch ein kleiner Randbereich mit dem vorherigen Rasen. Der größere Teil der Fläche ist allerdings kahl, sodass wir uns bei der Aussaatmenge für die Hersteller-Empfehlung zuzüglich der fünf Gramm Risikoaufschlag entscheiden.
WICHTIG: Dabei ist zu beachten, dass wir die Fläche zweimal ablaufen wollen. Würden wir nun zweimal an der gleichen Stelle mit der Einstellung vorbeilaufen wäre auf der Fläche die doppelte Menge Saatgut. Das wäre eindeutig zu viel weshalb wir die Einstellung am Streuwagen entsprechend halbieren.
Unabhängig davon wie gut Sie die Bodenvorbereitung machen wird es immer zu entsprechende Furchen und anderen Unebenheiten auf der Fläche kommen. Das lässt sich mit normalem Gartenwerkzeug nicht anders bewerkstelligen und ist aus unserer Sicht auch nicht weiter tragisch. Das birgt jedoch das Risiko, dass die Rasensamen bei der Aussaat sich an tiefliegenden Stellen sammeln und höher liegende Stellen kahl bleiben. Aus diesem Grund empfehlen wir jedem seine Fläche zweimal mit dem Streuwagen abzulaufen. Dabei wird der erste Gang in einer Richtung Ihrer Wahl vorgenommen. Der zweite Vorgang muss dann in einem 90-Grad-Winkel zum ersten Gang vorgenommen werden, also quer dazu. So erreichen Sie eine bessere Verteilung der Rasensamen auf der Fläche, da die Struktur des Geländes „überlistet“ wird.
Vierter Schritt: Kurz bewässern und anpressen
Unsere Beispiel-Fläche ist vergleichsweise klein. Dort, wo wir die ersten Rasensamen ausgebracht haben, ist gerade einmal ein Bereich von 20 – 25 qm. Das ist sehr überschaubar. Nach der Aussaat sollten Sie immer die Rasensamen am Boden anpressen, damit die Samen dort besser auf die verfügbaren Nährstoffe zugreifen können. Auch wenn die Nährstoffversorgung im ersten Moment natürlich im Samen selbst vollkommen ausreichend ist, sorgt das Anpressen dafür, dass die Wurzel direkt im Boden die weiteren Nährstoffe aufnehmen kann. Zudem hilft das Anpressen dabei, wie schon erwähnt, Vogelfraß und dem Auswaschen der Rasensamen vorzubeugen.
In kleineren Gartenbereich wie dem unsrigen ist es vollkommen ausreichend mit einem größeren Brett die Fläche einmal abzuarbeiten. Auch ist es möglich das Sie dort mit beispielsweise Gummistiefeln einmal lang laufen und in kleinen Schritten nebeneinander die Erde anpressen. Für größere Bereiche empfehlen wir die Verwendung einer Gartenwalze. Das Werkzeug können Sie bei jedem Gartenbauer in der Region ausleihen oder im Baumarkt für einen überschaubaren Preis käuflich erstellen. Wer regelmäßig vertikutiert und eine Nachsaat ausbringt kann sich dieses Hilfsmittel schnell „leisten“ gegenüber der manuellen Arbeit.
Unser Bekannter hat die Arbeit mit einer Art Dachlatte vorgenommen. Dabei presste er diese auf der kompletten Länge am Boden kniend jeweils auf den Boden und verdichtete so die oberste Erdschicht. Je nachdem wie feucht oder trocken Ihr Boden an der Stelle ist, empfiehlt es sich erneut den Rasen zu bewässern. Das sollte wieder nur sehr fein geschehen, damit die Samen nicht ausgewaschen werden können. Letztlich geht es in dem Moment nicht darum die Keime feucht zu halten, sondern eher die Erde klebrig zu bekommen, damit das Anpressen funktionieren kann.
Fünfter Schritt: Regelmäßig bewässern, immer und immer wieder!
Während die Arbeit vorher sehr körperlich war mit dem Unkraut vom Rasen entfernen und auch die Rasensaat auszubringen, geht es jetzt vor allem um regelmäßige Pflege. Sie sollten sich für einen bestimmten Zeitraum die Kapazitäten blocken den frischen Rasen regelmäßig zu bewässern. Optimalerweise wählen Sie dazu drei Zeitpunkte pro Tag, nämlich morgens, mittags und abends. Uns ist durchaus klar, dass diese Vorstellung nicht mit jedem Arbeits- und Familienleben vereinbar ist. Dennoch sollten Sie versuchen zumindest übergangsweise an der Stelle eine Lösung zu finden.
Der Vorteil des disziplinierten Bewässerns: Sie bieten den Rasensamen die absolut besten Wachstumsbedingungen. Keine Sorge, jeder Regenschauer erspart Ihnen einmal das Bewässern und zudem müssen Sie das Verhalten nur so lange durchhalten, bis die Rasenpflanzen gut ausgetrieben haben. Vermutlich ist das ein Zeitraum von zwei bis drei Wochen, wobei dieser maßgeblich vom Wetter abhängt. Je trüber und nasser dieses ist, desto weniger haben Sie zu tun. Insofern lohnt sich an der Stelle erneut ein regelmäßiger Blick in den Wetterbericht oder auf die Online-Plattform Ihres Vertrauens mit dem Wetter für die kommenden Tage. So lässt sich am besten abschätzen, welcher Aufwand auf Sie zu kommt.
Die Feuchtigkeit aktiviert das Wachstum, die Wärme führt es aus
In dieser Phase der Aussaat und Bewässerung führt die Feuchtigkeit im Samen selbst für die Aktivierung des Keims. Das geschieht darüber, dass das Wasser die im Samen eingelagerten Nährstoffvorräte in der Form von Stärke. Diese saugt sich mit dem Wasser voll und sorgt so dafür, dass die Nährstoffe für den Keimling verfügbar gemacht werden. Der Keimling kann nun treiben und sich die ersten Tage genau von diesem Vorrat versorgen. Das reicht, um eine Wurzel auszutreiben und das Wachstum in Gang zu setzen. Über die Wurzel werden dann die Nährstoffe im Boden aufgenommen, die zum Wachstum beitragen.
Fehlt dem Keimling in der Phase die Feuchtigkeit, die für das Aufquellen der Stärke verantwortlich ist, vertrocknet er. Aus diesem Grund ist es auch so enorm wichtig, dass Sie den Rasen regelmäßig wässern und beständig feucht halten. Nur so kann der Keimling der Rasensamen über die Nährstoffe verfügen und wachsen. In der Kombination mit den noch sehr milden Temperaturen draußen wird das Wachstum entsprechend beschleunigt. Temperaturen von circa 20 Grad und Feuchtigkeit lassen die Keimlinge sprießen, sodass Sie schon nach wenigen Wochen wieder einen grünen Rasen haben.
Manchmal läuft es nicht so wie gedacht
Wir hatten bereits erwähnt auf unserem Instagram-Profil einige Bilder gepostet von dem Vorhaben. Allerdings hat sich rund eine Woche nach dem Beginn und den ersten grünen Hälmchen ein erneutes Wetterhoch eingestellt. Die Temperaturen stiegen erneut bis auf 32 Grad an. Das alleine wäre nicht so schlimm gewesen, aber die Niederschläge blieben erneut aus. Auch das regelmäßige Bewässern hat an der Stelle zwar insofern geholfen, als es die Keimlinge erhalten hat, aber für ausreichendes Wachstum konnte leider nicht gesorgt werden. Zuviel der Feuchtigkeit wurde durch das Wetter wieder in die Atmosphäre abgegeben, sodass wir einen ziemlichen Stillstand auf dem Rasen hatten.
Im kommenden Beitrag möchten wir Ihnen die Probleme vorstellen, mit denen wir beziehungsweise unser Bekannter auf der Fläche zu kämpfen hat. Schon mal im Voraus: mittlerweile ist die Fläche weitestgehend grün und sieht weitaus besser aus als anfangs. Allerdings wollen wir die Herausforderungen an der Stelle natürlich nicht verschweigen, denn auch Sie gehören zum Gärtnerleben mit dazu. Insofern seien Sie gespannt auf den Beitrag am Wochenende, in dem wir Ihnen dann auch aktuelle Bilder der Fläche geben werden.