Dieses Jahr ist der Sommer besonders intensiv, warm und scheinbar auch recht lange. Seit nun mehr Mitte Mai haben wir beständig warme Temperaturen zwischen 25 und 25 Grad im ganzen Land. Schenkt man dem Wetterbericht Vertrauen so geht dieses Wetter noch einige Wochen weiter – was keineswegs schlimm ist. In unserem letzten Beitrag hatten wir Ihnen beschrieben wie Sie Ihren Rasen jetzt unterstützen sollten um der Hitze zu trotzen. Dabei ging es darum den Rasen zu wässern und hierbei die richtige Taktik anzuwenden. Im heutigen Beitrag möchten wir schon ein wenig weiter nach vorne schauen. Denn schließlich steht nach dem wohlverdienten Sommerurlaub und den Ferien auch langsam aber sicher der Herbst wieder an. Keine Sorge, wir wollen nichts herauf beschwören. Unser Wunsch ist es nur Ihnen darzulegen, weshalb der Herbst dieses Jahr eine besonders wichtige Rolle für den Rasen spielen wird.
Trockener Boden, ausgetrocknete Pflanzen und die Feuerwehr mit neuen Aufgaben
Es ist kein Wunder, das einer mehrmonatige Wärmeperiode ohne nennenswerte Niederschläge die oberste Schicht des Bodens ausgetrocknet ist. Wagen wir einen Blick auf die Statistik „Durchschnittlicher monatlicher Niederschlag in Deutschland“. In der Darstellung sind die Niederschläge aus 2018 hellblau gekennzeichnet und das langjährige Mittel in einem dunkelblau. Schauen Sie sich einmal die vergangenen Monate April bis Juni 2018 an.
Während der Mittelwert im April bei 58 Liter pro qm, Mai bei 71 l/qm und im Juni bei 85 l/qm liegt, sind diesjährige Niederschläge geradezu lächerlich dagegen. Im Mai sind es gerade einmal 35 l/qm, was 23 l/qm weniger entspricht als im Mittel. Der Juni hat eine ähnlich große Abweichung zwischen dem Ist von 50 l/qm und dem Mittel von 85 l/qm. Grob kalkuliert kann man sagen, dass in den vergangenen drei Monaten lediglich die Hälfte des durchschnittlichen Niederschlags herunter kam.
Vielerorts ist die Feuerwehr im Dauereinsatz. Zum einen müssen ständig kleinere Feuer gelöscht werden, die sich aufgrund von Unachtsamkeiten bilden und zum anderen ist sie mit dem Wässern des Baumbestandes beschäftigt. Ja, Sie lesen richtig. Die Feuerwehr rückt aus um die Bäume in den Alleen und Parks der Städte zu wässern. Grund dafür ist, dass der Boden oftmals schon mehr als einen halben Meter und mehr durchgetrocknet ist.
Bei der Rasenpflege im Herbst gibt es einiges zu tun!
Nun wollen wir an der Stelle nicht zu sehr abschweifen, sondern vielmehr darauf vorbereiten, was uns in unserem Garten in den kommenden Wochen und Monaten erwarten wird. Wer nicht regelmäßig wässert wird zweifelsfrei seinen Rasen „verlieren“. Damit meinen wir, dass der obere, sichtbare Teil der Pflanze sehr wahrscheinlich vertrocknen wird. Die Blätter färben sich zunehmend gelb und brechen ab.
Was ist hier zu tun?
Genau, Sie sollten Vertikutieren im Herbst. Auch wenn es Arbeit ist sollten Sie speziell in diesem Jahr Ihrem Rasen eine besondere Behandlung gönnen. Schließlich wollen Sie ja, dass er im Spätherbst noch einmal richtig aufblüht um dann schadlos durch den Winter zu kommen. Also, heißt es: Vertikutieren im Herbst!
Gibt es beim Vertikutieren im Herbst irgendwelche Unterschiede zum Frühjahr?
Die Frage lässt sich kurz und knapp beantworten: NEIN! Mähen Sie den Rasen einmal kurz ab und besorgen Sie sich einen Vertikutierer, egal ob manuell oder elektrisch und befreien Sie die Fläche von Unkraut und vor allem den abgestorbenen Rasenblättern. Hier ist dieses Jahr einiges zu tun. Optimaler Weise vertikutieren Sie zweimal. Einmal in eine beliebige Richtung und beim zweiten Mal 90 Grad versetzt zur vorherigen Richtung. Welchen Effekt erreichen Sie damit? Der Boden wird auf die Art und Weise zweimal aerifiziert und damit gelüftet. Damit kann mehr Sauerstoff in den Boden eindringen und den Rasenpflanzen zu Gute kommen.
Gleichermaßen hat das doppelte Vertikutieren im Herbst aber auch weiteren Effekt: Die Rasenpflanzen werden mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit „geschnitten“. Die Messer des Vertikutierers treffen nicht nur den Boden sondern schneiden auch die Rasenhalme entsprechend ab. Mit einer zweiten, versetzten Tour erreichen Sie, dass mehr Rasenpflanzen erreicht und beschnitten werden. Diese Schnitte führen im gleich darauf folgenden Wachstum für seitliche Triebe der Pflanze. Und das führt am Ende zu eine weitaus dichteren Rasen in Ihrem Garten. Welche Schritte Sie beim Vertikutieren im Herbst beachten müssen, haben wir Ihnen in einem früheren Artikel beschrieben. Er ist sowohl für das Frühjahr als auch den Herbst gültig.
Den Rasen düngen im Herbst: Bitte verwenden Sie speziellen Herbstdünger!
Auch im Herbst können und sollten Sie dieses Jahr ganz besonders den Rasen mit einer entsprechenden Düngung „verwöhnen“. Der ausgetrocknete Boden hat nicht besonders viel zu bieten, weshalb eine Düngung im Herbst den Rasen maßgeblich unterstützen kann. Begehen Sie dabei aber bitte nicht den Fehler den Dünger aus dem Frühjahr zu verwenden.
Warum nicht? Im Frühjahr ist der Dünger aller Hersteller mit viel Stickstoff angereichert. Das ist auch vollkommen richtig so und führt zu einem exponentiell schnellen Wachstum. Im Herbst jedoch ist ein solches Wachstum eher schädlich. Hier ist es viel wichtiger, dass die Rasenpflanzen „winterfest“ gemacht werden. Während der Stickstoff dafür sorgt, dass viel Wasser in der Pflanze aufgenommen wird, sorgt der Herbstdünger eher dafür, dass die Wasservorräte minimiert werden.
Jeder von uns weiß, dass Wasser bei Minustemperaturen gefriert und sich dabei ausdehnt. Wenn besonders viel Wasser in den Blättern der Rasenpflanze vorhanden ist und dieses gefriert, platzen die Gefäße. Das führt dann dazu, dass das Blatt defekt ist und abstirbt. Zudem ist die „offene Wunde“ ein Eintrittspunkt für Krankheiten und anderweitige Schädlinge, die wir ganz bestimmt nicht haben wollen.
Also, wenn Sie den Rasen düngen im Herbst, dann bitte richtig!
Achten Sie darauf, dass es sich bei dem Dünger speziell um eine Herbstvariante handelt. Diese hat einen deutlich geringeren Stickstoff-Anteil. Schwerpunktmäßig ist beim Herbstdünger vor allem Kali enthalten, denn dieser Stoff entzieht der Pflanze das Wasser. Das führt dann dazu, dass mit abnehmenden Temperaturen immer weniger Wachstum bei der Pflanze vorliegt – also folglich auch weniger Wasserbedarf besteht. Optimaler Weise befindet sich dann zum Wintereintritt nur noch sehr wenige Wasser in der Pflanze beziehungsweise den Blättern.
Dennoch sorgt der Dünger bei milden Temperaturen und einer hohen Feuchtigkeit dafür, dass die Pflanzen noch einmal ordentlich schnell wachsen. Das ist durchaus beabsichtigt, damit sich die Pflanzen von den Strapazen des Sommers erholen können. Schneiden Sie die Rasenkante nicht mehr ganz so tief aber, sondern versuchen Sie oberhalb der 5-6 Zentimeter zu bleiben.
So hat die Rasenpflanze die Chance mehr Kraft für den Winter und den kommenden Frühling in den Wurzeln zu speichern. Je nach Temperaturverlauf und Wachstum der Pflanzen sollten dann im Oktober/November der letzten Rasenschnitt erfolgen und die Fläche ruhig gestellt werden.
Nachsaat im Herbst, ist das möglich?
Es ist nicht nur möglich, sondern wir raten Ihnen dieses Jahr auch ganz explizit dazu. Unser Rasen im Garten ist gebeutelt von dem warmen Sommer unabhängig wie lange dieser noch andauert. Ein großer Teil der Rasenpflanzen wird unter der Erde überlebt haben, aber je nach Trocken- und Wärmeperiode ein gewisser Anteil auch nicht. Stellen Sie sich einmal vor, dass 25-30% Ihrer Rasenpflanzen vertrocknet sind.
Was meinen Sie wie lange es dauert, bis die übrigen Rasenpflanzen sich so ausgebreitet haben, dass die Fläche im Garten wie akkurat aussieht? Hier ist es vermutlich deutlich besser einfach mit einer Nachsaat beim Vertikutieren im Herbst nachzuhelfen.
Nach dem Vorgang des Vertikutierens sollten Sie dann die jeweiligen Flächen, die besonders dünn bewachsen sind oder auch einfach generell die gesamte Fläche mit einer Nachsaat bestreuen. Hierbei sollten sie 50-75% der Aussaatmenge des Herstellers bei normalem Rasen wählen. Alternativ dazu können Sie natürlich auch eine spezielle Nachsaat-Mischung verwenden. Hier sollten Sie dann die Aussaatmenge beachten, die der Hersteller angegeben hat.
Feucht, warm und nahrreich halten!
Sofern es das Wetter mit ordentlich viel Niederschlag tut, sollten Sie sicherstellen, dass die Samen in den ersten Wochen feucht bleiben. Das hilft beim Keimprozess ungemein, denn mit Hilfe des Wassers können die Stoffe im Keim selbst aufquellen. Schon nach wenigen Wochen sollte Ihre Rasenfläche wieder deutlich dichter und grüner sein, so dass Sie den ersten Rasenschnitt nach dem Vertikutieren im Herbst vornehmen können. Pflegen Sie die Fläche fortan intensiv, damit Sie diese grüne Fläche auch im kommenden Frühjahr genießen können.
Was ist der größte Fehler, den Sie jetzt begehen können?
In der Tat und so einfach es klingt: Nichts tun! Wir haben wirklich vollstes Verständnis dafür, dass Sie beim Anblick Ihres vertrockneten Rasens keine besonders große Motivation verspüren. Allerdings macht das Nichtstun an der Stelle alles noch weitaus schlimmer. Nehmen Sie im Herbst nichts vor und verschieben das Vertikutieren im Herbst beispielsweise in das Frühjahr laufen Sie Gefahr das die relativ schwache Fläche im Winter weiteren Schaden erleidet. Es gibt hier eine Menge von Schädlingen oder auch Krankheiten die ohne weiteres in eine solche Fläche eindringen können. Vermeiden Sie dies nach Möglichkeit, denn sonst sind Sie im Frühjahr zu einer noch größeren Rettungsaktion gezwungen, wenn Sie den Rasen wieder grün haben wollen.
Und mal ehrlich: Wollen Sie das? Nein, vermutlich nicht. Also, bereiten Sie sich jetzt schon einmal für den Herbst vor und beschäftigen Sie sich mit dem Ausmaß an Arbeit, das auf Sie zukommt. Vielleicht planen Sie auch schon mal ein Wochenende in 6-8 Wochen, an dem Sie die Fläche bearbeiten wollen. Wer von vorne herein plant und sich darauf vorbereitet wird deutlich mehr Motivation verspüren. Zudem sind die Arbeiten durch die Vorab-Planung auch weitestgehend bekannt. Vielleicht fragen Sie einen Freund oder Ihren Nachbarn nach Hilfe, so dass die Rettungsaktion schneller und unterhaltsamer über die Bühne geht.
Wenn wir können unterstützen wir gerne mit einigen Tipps und Tricks hier aus dem Blog oder auch in einem Beratungsgespräch. In unserer Kategorie „Nachsaat-Rasen“ finden Sie viele passende Nachsaat-Mischungen für verschiedene Standorte. Zudem können Sie natürlich auch von Ihrem bereits verwenden Rasen Saatgut verwenden, um die Fläche erneut zu begrünen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg dabei und vor allem bis dahin einen wundervollen Sommer!